Hjelm 11 - Der elfte Gast by Dahl Arne

Hjelm 11 - Der elfte Gast by Dahl Arne

Autor:Dahl, Arne [Dahl, Arne]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492967389
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2014-08-31T22:00:00+00:00


17

Kerstin Holm war die Erste, die sich nach Gunnar Nybergs Erzählung rührte. Sie führte die Hand zum Gesicht, und möglicherweise wischte sie sich eine Träne ab.

»Ich glaube, jetzt verstehe ich die Worte ›unseres Lebens Scherben‹ besser«, sagte sie leise.

»Mann, wie grausig«, meinte Sara Svenhagen und schüttelte sich.

»Unheimlich«, sagte Art Söderstedt.

»Sagt das nicht«, bat Gunnar Nyberg. »Das macht es noch grässlicher. Yperfysikos. Mystiriodis.«

»Das ist das reinste Griechisch für mich«, sagte Viggo Norlander.

»Das reinste verdammte Deutsch«, entgegnete Jorge Chavez. »Wieso ›unheimlich‹?«

»Freud«, erklärte Paul Hjelm. »Ich glaube, er hat in etwa gesagt, dass ›unheimlich‹ der Gegensatz sowohl von ›heimlich‹ als auch von ›heimisch‹ ist. Das ›Unheimliche‹ ist der Gegensatz des Harmlosen und Vertrauten. Wenn wir auf etwas stoßen, das wir noch nie erlebt haben, dann verspüren wir eine Art von Schwindel.«

»Das Heimlichmanöver haben wir schon früher erlebt«, sagte Arto.

»Und natürlich hat es mit dem hier nicht das Geringste zu tun«, sagte Paul brüsk.

»Warum eigentlich das Gegenteil von ›heimlich‹?«, fragte Kerstin. »Denn das ›Heimliche‹ ist doch wohlbekannt?«

»Ich glaube schon«, sagte Paul ein wenig unsicher. »›Unheimlich‹ wird es, wenn ein ganz neues Gefühl im Spiel ist, und man hat ja so selten ganz neue Gefühle, weshalb das erschreckend wird.«

»Aber wieso ›noch grässlicher‹, Gunnar?«, fragte Sara ein wenig beunruhigt.

Lena Lindberg sprang plötzlich auf und stieß hervor: »Weil das meiste von Gunnars Erzählung hier aus diesem Haus kommt.«

»Wie bleich du bist«, stellte Jon Anderson fest.

»Ich habe es gefühlt«, sagte Lena und zeigte auf die große Tür. »Da draußen, als ich auf der Toilette war.«

»Du sagtest doch, du hättest dich nur selbst verrückt gemacht«, entgegnete Sara.

Lena starrte sie eine Weile an, dachte erneut, ich bin verdammt noch mal Polizistin, und setzte sich langsam wieder.

»Wir können uns verflixt noch mal nicht selbst kirre machen wie die Kinder«, rief Jorge. »Lasst uns das Essen und die Geschichten genießen. Mit dem Rest können wir umgehen. Wartet nur, bis ihr meine Erzählung hört. Das wird eine richtige Schauerballade.«

»Wie schön, dass es deine Machobrust gibt, an die wir uns anlehnen können«, lästerte Sara.

»Weil du keine Schriftstellerin bist, Lena«, sagte Jon.

»Was?«, fragte Lena.

»Deshalb hast du das so erlebt. Wärest du Schriftstellerin, hättest du es wie Gunnar erlebt. So hast du es doch gemeint, nicht wahr, Gunnar?«

»Ja, ich glaube schon«, sagte Gunnar. »Ungefähr so. Ich habe mich noch nie so inspiriert gefühlt wie in der Stunde oben im Zimmer. Sehr merkwürdig.«

»In alten Herrenhäusern spukt es immer«, erklärte Viggo gelassen.

»Du hast ja die andere Seite schon besucht.« Arto nickte. »Du musst unser Führer durch dieses seltsame Dasein werden.«

»Kein Problem«, antwortete Viggo noch gelassener.

»Aber mach weiter, Gunnar«, sagte Paul. »Das ist richtig interessant.«

»Es wird nur bizarr«, sagte Gunnar Nyberg verdrossen.

»Schriftsteller können schreiben, aber nicht über das Schreiben reden«, warf Jon ein.

»Es gibt sicher solche, die auch über das Schreiben reden können«, sagte Gunnar. »Aber dafür muss man wahrscheinlich so viel geschrieben haben, dass einem mittlerweile klar ist, was man da eigentlich tut. Ich bin der reinste Neuling.«

»Versuch es wenigstens«, drängte Paul.

»Weil ich deinen Traum verwirklicht habe?«, fragte Gunnar mit einem schiefen Lächeln.

»Völlig unerwartet obendrein«, entgegnete Paul mit ungefähr dem gleichen schiefen Lächeln.



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